Bis zum 8. Mai ist im Kreishaus Goslar die Jahresausstellung des Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler, Bezirksgruppe Goslar zu sehen. An der Gemeinschaftsausstellung haben sich 14 Mitglieder und Gästen beteiligt.
Mein Beitrag „Der Deutsche Angriffskrieg“ spannt einen Bogen zu dem deutschen Überfall auf Polen, der ehemals fünft-größten TNT-Fabrik des Deutschen Reiches in Clausthal Zellerfeld und dem aktuellen Angriffskrieg in der Ukraine.
Hansjörg Hörseljau persönlich:
Das Thema Werk Tanne beschäftigt mich seit meiner Schülerzeit. Die ehemalige TNT-Fabrik war ein großer, weißer Fleck, ein Ort, den die älteren Einwohner von Clausthal-Zellerfeld bewusst oder unbewusst gemieden haben. Mich und viele meiner Mitschüler hat das noch neugieriger gemacht, als wir ohnehin schon waren.
In meiner Studienzeit habe ich das Gelände zunächst unerlaubt fotografiert. Mit einer Großbildkamera und Stativ bin ich auf dem verbotenen Gelände unterwegs gewesen.
Das Gesehene suchte bald nach Inhalten. So machte ich mich auf die Suche nach Zeitzeugen, die mir ihre Erlebnisse auf und um das Werksgelände erzählten. Das waren persönliche Einblicke. Erst durch verschiedene Gespräche und Recherchen formte sich ein Bild rund um die 5-größte TNT-Fabrik im Deutschen Reich.
Mitte der 1980er Jahre habe ich mit anderen Umweltschützern die „Initiative gegen Rüstungsaltlasten“ gegründet. Wir haben uns über einen langen Zeitraum bundesweit mit Umweltschützern anderer Rüstungsaltlasten-Standorte vernetzt und auf die Gefahren hingewiesen, die durch die giftigen Hinterlassenschaften beider Weltkriege in der Umwelt schlummerten und teilweise immer noch in den Böden stecken.
Heute, in einer Zeit, in der verschiedene brutale Kriege geführt werden, sind die Erinnerungen und Recherchen an diese, eigentlich überwunden geglaubte Zeit präsenter denn je.
Vor fast 80 Jahren erlebte Clausthal-Zellerfeld einen schweren Bombenangriff, an dem 24 amerikanische Bomber beteiligt waren. Sie warfen über dem Werksgelände und Clausthal-Zellerfeld mehr 600 Bomben ab, bei dem mehr als 80 Menschen starben.
In den letzten Kriegstagen ist der jüngere Bruder meines Vaters beim Spielen von Granatsplittern verletzt worden, sodass er wenige Stunden später daran starb.
Das Holzkreuz, das mein Vater mit seinem Opa geschnitzt hatte, erinnerte viele Jahrzehnte an den kleinen Hansi.
Bis heute bleibt der Tod für meinen Vater ein extrem traumatisches Ereignis. Wenn ich meinen Vater heute nach dem Krieg frage, sagt er als erstes: „Das war schlimm“. Er wird in diesem Jahr 90 Jahre alt.
Die Alliierten Truppen haben das Deutsche Reich damals besiegt. So viele Menschen, Sieger und Besiegte haben damals millionenfaches Leid erfahren.
Das habe ich vor Augen, wenn ich die aktuellen Konflikte insbesondere den Angriffskrieg gegen die Ukraine in den Nachrichten verfolge.
Deutsche Truppen haben den zweiten Weltkrieg auf der Westerplatte in Danzig begonnen. Knapp zwei Wochen später sind sowjetische Truppen ebenfalls in Polen einmarschiert und haben die Grenzen einfach verschoben.
Was wäre wohl, wenn Hitler und seine Truppen den Krieg gewonnen hätten und wie würden wir dann heute leben? Wäre Deutschland heute ein freies Land?
Warum wird die Ukraine von der freien Welt nicht so unterstützt, wie es damals die amerikanischen, britischen und französischen Streitkräfte getan haben, um Hitler zu besiegen, obgleich die Wirtschaftsleistung der freien Welt ungleich größer ist, als die des russischen Diktators?
Es sind viele Fragen, die mich angesichts der Geschichte, meines Lebensumfeldes und der aktuellen dramatischen Ereignisse beschäftigen.
In der Klimakrise sollten wir eigentlich alle verfügbaren Ressourcen aufbringen, um unseren Planeten lebenswert zu erhalten.
Hansjörg Hörseljau
Wer Interesse an einer offiziellen Führung über das ehemalige Werksgelände hat, kann sich gerne an mich wenden. Neben vielen geschichtlichen Informationen erhalten die Besucherinnen und Besucher einen Einblick, was heute auf dem Gelände passiert.